Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas hat sich klar gegen direkte Verhandlungen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin ausgesprochen. „Ich würde ihn nicht anrufen. Er lügt und hält keine Abkommen ein“, sagte Kallas im Podcast „Szczyt Europy“, der von den Brüsseler Korrespondenten Beata Płomecka (Polskie Radio) und Maciej Sokołowski (TVN24) moderiert wird.
Mit Blick auf die Gespräche zwischen den USA und Russland zur Beendigung des Krieges in der Ukraine warnte Kallas davor, sich auf Verhandlungen einzulassen, ohne die Konsequenzen genau zu bedenken. „Putin lockt in Gespräche, weil er weiß, dass wir uns an Vereinbarungen halten. Er selbst wird sich jedoch an nichts gebunden fühlen“, betonte sie und verwies auf Aussagen des ehemaligen russischen Premiers sowie der Witwe von Alexej Nawalny, die beide auf Putins Unzuverlässigkeit hingewiesen hätten.
"Uns droht eine Rückkehr zu einer Welt, in der das Recht des Stärkeren gilt"
Kallas, die auch Vizepräsidentin der EU-Kommission ist, wird Ende der Woche am G20-Gipfel in Johannesburg teilnehmen, bei dem auch der russische Außenminister Sergej Lawrow erwartet wird. „Es wird schwer sein, mit ihm im selben Raum zu sein, aber Russland ist Mitglied der G20“, räumte sie ein. Auf dem Gipfel will sie über die globale Bedeutung des Ukraine-Kriegs sprechen: „Wenn Russland für seine Aggression keine Konsequenzen trägt, kehren wir in eine Welt zurück, in der das Recht des Stärkeren gilt.“
Zudem kritisierte Kallas die Gespräche zwischen den USA und Russland ohne Einbindung der Ukraine und Europas, wie zuletzt in Riad. „Eine funktionierende Vereinbarung kann nur getroffen werden, wenn sie von Ukrainern und Europäern mitgetragen wird“, so die EU-Chefdiplomatin.
"Keine Lockerung der Sanktionen"
Sie sprach sich entschieden gegen eine Lockerung der Sanktionen aus und warnte davor, den Forderungen Moskaus nachzugeben. „Wenn Russland alles bekommt, was es verlangt – kein NATO-Beitritt für die Ukraine, eine Neuordnung der europäischen Sicherheitsarchitektur, Gebietsverluste der Ukraine –, was gewinnt dann die andere Seite?“, fragte sie.
Abschließend mahnte Kallas, aus der Geschichte zu lernen: „Kleine Länder haben immer einen hohen Preis gezahlt, wenn große Mächte über ihre Köpfe hinweg entschieden haben. Jede schlechte Einigung bringt nur neue Kriege.“
Die vollständige Podcast-Folge erscheint am Samstag im Rahmen des Projekts „Szczyt Europy“, einer Kooperation zwischen Polskie Radio und TVN24.
IAR/adn