Deutsche Redaktion

Vor 80 Jahren ging der Radiosender "Błyskawica" auf Sendung

08.08.2024 10:40
"Halo, tu mówi Błyskawica" – "Hallo hier spricht Błyskawica" mit diesen Worten ging vor 80 Jahren der Radiosender "Błyskawica" auf Sendung. 
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Die Programme bestanden aus Meldungen aus dem umkmpften Warschau, Hilfsappellen, den offiziellen Verlautbarungen der Heimatarmee, patriotischen Liedern und Gedichten. Der Empfang war bis nach bersee mglich.
Die Programme bestanden aus Meldungen aus dem umkämpften Warschau, Hilfsappellen, den offiziellen Verlautbarungen der Heimatarmee, patriotischen Liedern und Gedichten. Der Empfang war bis nach Übersee möglich. PAP/PRZEMEK WIERZCHOWSKI

Der Radiosender "Blyskawica" (Radio Blitz) wurde 1943 in Częstochowa gegründet und von Antoni Zębik, einem Amateurfunker entwickelt.

In seinen Anfängen war die Funkstation in einer Warschauer Autowerkstatt untergebracht, bevor der verantwortliche Offizier den Befehl erhielt, sie zum Amt für Information und Propaganda der Heimatarmee zu verlegen. Der Transport geriet jedoch unter Beschuss, die Eskorte wurde getötet und die Ladung aufgegeben. Da es in der Nacht regnete und die Kisten nass wurden, war die Funkstation unbrauchbar, als sie gefunden wurde.

Sendungen auch in Englisch

Nach der Reparatur und dem Austausch einiger Teile sendete "Blyskawica" viermal täglich auf Polnisch und zweimal auf Englisch. Die Sendungen wurden von Mitarbeitern des Polnischen Rundfunks sowie des Propaganda- und Informationsbüros des Hauptquartiers der Heimatarmee erarbeitet. Der Radiosender hatte eine große Reichweite und war nicht nur in Polen, sondern auch in London und vor der Küste der USA zu hören. Sein Signal war die Melodie der "Warszawianka".

Das erste Hauptquartier von "Blyskawica" befand sich im PKO-Gebäude in der Jasna-Straße 9. Danach wanderte der Sender vom Café "Adria" in der Moniuszki-Straße 10 über die ehemalige sowjetische Botschaft in der Poznańska-Straße 15 bis zur Öffentlichen Bibliothek in der Koszykowa-Straße. Leiter war Stanisław Zadrożny alias Pawlicz, seine Stellvertreterin Zofia Rutkowska alias Ewa. Zu den Sprechern hinter dem Mikrofon gehörten Jan Nowak-Jeziorański, der RAF-Pilot John Ward, Zbigniew Świętochowski, Stefan Sojecki, Zbigniew Jasiński, Jeremi Przybora, Mieczysław Ubysz und Jacek Wołowski.

Der Feind verlor etwa 100 Tote

Die Sendungen begleiteten die Hauptstadt bis zum Schluss, berichteten über die laufenden Kämpfe und machten der Warschauer Bevölkerung Mut.

"Die Deutschen setzen die Stadt immer noch in Brand. Das Gebiet um die Straßen Wilcza, Krucza und Wspólna wurde mit Flammenwerfern und schwerem Artilleriefeuer beschossen. Gestern wurden in einem der Gebäude der Stadt Waffen und Munition abgeworfen, die aus England für die AK geschickt worden waren. Ungarische Truppen aus dem Raum Modlin wurden in den Süden von Mokotów verlegt. Die schwersten Kämpfe in Żoliborz fanden am 1., 3. und 4. August statt; außerdem wurden in diesem Gebiet zehn Angriffe zurückgeschlagen, der Feind verlor etwa 100 Tote", hieß es in einem Kommuniqué.

Und auch Hilferufe der Aufständischen an die Alliierten waren zu hören: "Lasst die Trauergesänge aus den Sendungen verbannen – / Es gibt genug Geist für uns und genug für euch, / Applaus ist auch nicht nötig – Munition ist nötig."

Ein Bericht aus der kämpfenden Hauptstadt 

Jan Ołdakowski, der Direktor des Museums des Warschauer Aufstands, betonte die besondere Bedeutung der Radiostation.

“Die Bedeutung dieses Senders war enorm, denn nur so konnte man erfahren, was in Warschau geschah“, erklärte der Experte und verdeutlichte: Ohne den Sender hätten Kuriere durch das feindliche Lager geschickt werden müssen, denn die Telefone seien abgeschaltet gewesen. Wie wichtig diese Sendungen waren, zeige auch die Tatsache, dass die BBC sie aufzeichnete, erinnerte der Museumsdirektor.

„Sie wurden wie ein Bericht aus der kämpfenden Hauptstadt eines großen Landes behandelt.“

Um die Glaubwürdigkeit der Alliierten zu erhöhen, so Ołdakowski weiter, habe der Sender einen gebürtigen Briten eingestellt, der den Inhalt auf Englisch vorgelesen habe. In London habe zunächst niemand geglaubt, dass der Aufstand so groß war. Die technische Qualität dieser Aufnahmen sei gering gewesen, aber sie hätten der Welt eine Vorstellung von dem vermittelt, was in Warschau geschah.

Im Museum des Warschauer Aufstands ist eine Nachbildung des 2004 gegründeten Radiosenders zu sehen.

PAP/js/jc

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