Deutsche Redaktion

Nobelpreisträgerin Tokarczuk unterstützt Appell zur Anerkennung des Schlesischen als Regionalsprache

11.05.2024 17:00
Die mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Autorin Olga Tokarczuk hat gemeinsam mit prominenten Persönlichkeiten aus dem polnischen Kultur-, Wissenschafts- und Medienleben einen an Präsident Andrzej Duda gerichteten Appell unterzeichnet. Darin fordert sie die offizielle Anerkennung des Schlesischen als Regionalsprache.
Olga Tokarczuk. Wikimedia Commons, by Harald Krichel (CC BY-SA 4.0 DEED)
Olga Tokarczuk. Wikimedia Commons, by Harald Krichel (CC BY-SA 4.0 DEED)Wikimedia Commons/Harald Krichel

Der vom schlesischen Schriftsteller Szczepan Twardoch verfasste und am vergangenen Freitag veröffentlichte Appell markiert einen entscheidenden Moment im Kampf für die Rechte der schlesischen Sprache. Das polnische Parlament hat bereits ein Gesetzentwurf verabschiedet, das dem Schlesischen den Status einer Regionalsprache verleihen würde, aber noch auf Dudas Unterschrift wartet.

Twardochs Brief unterstreicht die historische Vernachlässigung der schlesischen Identität und Sprache durch die Staaten, die Oberschlesien regiert haben. Wie er betonte, „ist die Republik Polen zum ersten Mal in der Geschichte zum Hüter der schlesischen Identität geworden“. Dies verdeutliche die tiefgreifende kulturelle und historische Bedeutung dieses Gesetzesvorhabens, so der Schriftsteller.
In seinem Schreiben ging Twardoch auch auf die globale Krise des Aussterbens von Sprachen ein. Wie er feststellte, würden „jedes Jahr neun Sprachen auf der Welt verloren gehen“. Wie er betonte, hänge das Überleben der schlesischen Sprache und Kultur von der offiziellen Anerkennung und Unterstützung ab.

Mit dem vorgeschlagenen Gesetz soll das Schlesische neben dem Kaschubischen als zweite Regionalsprache in Polen anerkannt werden. Dieser Status würde die Einführung eines freiwilligen schlesischen Sprachunterrichts in den Schulen, die Anbringung zweisprachiger Stadttafeln und staatliche Zuschüsse für Aktivitäten zur Förderung der schlesischen Sprache ermöglichen. Außerdem würde er die Einbeziehung der schlesischen Sprecher in den gemeinsamen Ausschuss der Regierung und der nationalen und ethnischen Minderheiten ermöglichen.

Der Appell hat unter Akademikern und Persönlichkeiten namhafte Befürworter gefunden. Ihre kollektive Unterstützung unterstreicht eine breite gesellschaftliche Anerkennung des kulturellen Reichtums und der Vielfalt Polens. Diese Gesetzesinitiative ist der achte Versuch von Parlamentariern, die Anerkennung der schlesischen Sprache oder des schlesischen Volkes als ethnische Minderheit zu erreichen.

Die Volkszählung von 2021 ergab eine beachtliche Anzahl von Schlesiern, wobei mehr als 467.000 Menschen die Sprache in ihrem täglichen Leben verwenden, berichtete die polnische Presseagentur PAP.

PAP/ps

 

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