„Dieser Krieg wird erst dann enden, wenn Putin beschließt, dass die Invasion ein Fehler war und dass er seine Ziele nicht zu einem akzeptablen Preis erreichen wird. Er hat diesen Punkt noch nicht erreicht, aber seine Wirtschaft und seine Fähigkeit, Hunderttausende von Russen in den Tod zu schicken, sind nicht unbegrenzt", sagte Sikorski in der Morgensendung. „Wenn wir den Kurs beibehalten, kann dieser Krieg durch die Wiederherstellung des Völkerrechts und der internationalen Grenzen beendet werden", fügte er hinzu.
Auf die Frage nach dem „Siegesplan“ des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, der in dieser Woche bei Treffen mit Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und dem republikanischen Kandidaten Donald Trump vorgestellt werden soll, sagte Sikorski, er wolle nicht über den Inhalt des Plans spekulieren. Der Schlüssel zum Sieg sei allerdings, Kiew mehr Finanzhilfe zur Unterstützung der eigenen Verteidigungsindustrie zu geben.
„Wir müssen Präsident Selenskyj die Mittel bereitstellen, um Putins Kalkül zu ändern, und die Mittel dazu sind finanzieller Art. Die Ukraine verfügt über eine einheimische Rüstungsindustrie, der es an Ressourcen mangelt, die aber über einige freie Produktionskapazitäten verfügt, und ein paar Milliarden Dollar in Euro könnten ihr sehr dabei helfen, Putin zu zeigen, dass er nicht gewinnen kann", so Polens Chefdiplomat. Eine Lösung des Konflikts bestünde darin, die Truppen beider Länder über ihre Grenzen hinweg abzuziehen, fügte er hinzu.
„Die Ukraine hat den Krieg auf russisches Territorium übertragen“
„Die Ukraine hat den Krieg auf russisches Territorium übertragen. Es ist also klar, dass selbst russische Propagandisten langsam begreifen, dass dies nicht nach Plan läuft. Wer Frieden will, sollte beide Länder dazu auffordern, ihre Streitkräfte hinter die internationale Linie zurückzuziehen“, betonte er. Wie schon in früheren Interviews mit US-Medien hat sich Sikorski nachdrücklich für eine Lockerung der US-Beschränkungen für den Einsatz westlicher Raketen gegen russisches Gebiet eingesetzt.
Er erinnerte an seinen jüngsten Besuch in Lwiw. Dort habe er ein von einer russischen Kalibr-Rakete zerstörtes Haus gesehen. Sie sei von einem Bomber abgefeuert worden, der von einem russischen Luftwaffenstützpunkt gestartet war. „Die Ukraine hat jedes Recht, sich zu verteidigen, indem sie diese Flugplätze angreift und diese Bomber über russischem Territorium zerstört", betonte er.
Sikorski hält sich seit Freitag in Washington auf. Am Montag reiste er nach New York, um eine Reihe von Treffen mit den diplomatischen Vertretern anderer Länder, darunter auch mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi, abzuhalten. Wie der Minister mitteilte, wolle er vermitteln, dass Polen auf China zähle, um Druck auf Russland zur Beendigung des Krieges auszuüben. Außerdem wird er am Dienstag im UN-Sicherheitsrat über den Krieg in der Ukraine sprechen.
IAR/PAP/ps