Deutsche Redaktion

Polen enttäuscht über ausbleibenden Fortschritt bei Exhumierungen von Wolhynien-Opfern

05.11.2024 09:50
Der polnische Außenminister Radosław Sikorski hat sich enttäuscht über den ausbleibenden Fortschritt bei der Exhumierung polnischer Opfer des Massakers von Wolhynien gezeigt. „Der ukrainische Außenminister hatte mir Fortschritte bis Allerheiligen versprochen, aber es hat sich nichts getan“, sagte Sikorski am Montag im Fernsehsender TVN24.
Auenminister Radosław Sikorski
Außenminister Radosław SikorskiAlexandros Michailidis / Shutterstock.com

Sikorski betonte, dass für die polnische Regierung eine würdige Bestattung von Toten, auch von Feinden, Teil des europäischen kulturellen Erbes sei. Die Ukraine, so der Minister, habe bereits die Exhumierung von 100.000 Wehrmachtssoldaten zugelassen, die als Invasoren in der Ukraine gefallen seien. Polen sei bereit, die Exhumierungen auf eigene Kosten durchzuführen, benötige jedoch die Erlaubnis der Ukraine, um die seit 2017 ausgesetzten Arbeiten wieder aufzunehmen.

Hintergrund ist ein seit 2017 andauernder Streit zwischen Polen und der Ukraine über die Exhumierung und Identifizierung polnischer Kriegsopfer auf ukrainischem Boden. Das Verbot, polnische Opfer zu suchen und zu exhumieren, wurde vom ukrainischen Institut für Nationales Gedenken (IPN) verhängt, nachdem in Polen ein UPA-Denkmal im Dorf Hruszowice abgerissen wurde. Die UPA (Ukrainische Aufständische Armee) und die OUN (Organisation Ukrainischer Nationalisten) verübten während des Zweiten Weltkriegs Massaker an etwa 100.000 Polen.

Polens Institut für Nationales Gedenken (IPN) hat seit 2017 wiederholt Anträge an die ukrainischen Behörden gestellt, um an 65 Orten Exhumierungsarbeiten durchzuführen. Der ukrainische IPN erklärte, dass seit 2019 mehrfach Genehmigungen erteilt wurden. Eine Rückkehr zur Exhumierung und Suche wird jedoch laut ukrainischer Behörden auch von Polens Bereitschaft abhängen, das Gedenken an ukrainische Soldaten auf polnischem Gebiet zu respektieren.


PAP/jc

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