Aus dem Bedürfnis, „dicht an die urbane Realität zu dringen“, löste Döblin eine Begeisterung für den Dokumentarismus aus. Er interessierte sich für alle drängenden Fragen der Zeit: Krieg und Revolution, China und gesellschaftliche Missstände, Wagner und Nietzsche. Nur für eines nicht - seine Geburtsstadt Stettin.
Es besteht kein Zweifel daran, dass Alfred Döblin sich vor allem für einen Berliner hielt. Seine Ankunft in der Spreemetropole im Jahr 1888 bezeichnete er später als dessen „eigentliche Geburt“, während er der Aufarbeitung seiner Jugend im deutschen Stettin kaum Aufmerksamkeit schenkte. Die Präsentation der städtischen Wirklichkeit habe die „stärkste Wirkung“ auf den von „vielfältigen Reizen“ überfluteten Leser, behauptete Döblin. Doch warum interessierte er sich nicht für die Wirklichkeit Stettins, einer Stadt, in der deutsch-polnische Beziehungen wiederholt auf die Probe gestellt wurden? Den Polen gegenüber war er eigentlich stets aufgeschlossen, was nicht nur seine vortreffliche Reportage „Reise in Polen“ beweist. Es lohnt sich, dieses weniger beachtete, aber sehr prägende Kapitel im Leben des Alfred Döblin näher zu beleuchten. Aus Szczecin berichtet Wojciech Osiński.