Deutsche Redaktion

„Mutig den Verstand einsetzen“

12.01.2025 16:43
„Was ist Aufklärung?“, fragte einst der deutsche Geistliche Johann Friedrich Zöllner in einem Beitrag für die „Berlinische Monatsschrift“. Die Frage regte eine Diskussion an, die einen prägenden Einfluss auf die weitere Philosophiegeschichte nahm - bis heute. Eine Ausstellung im Deutschen Historischen Museum in Berlin präsentiert die Ideen der Aufklärung nicht als homogenes Fortschrittsprojekt, sondern beleuchtet vor allem die Konflikte um Konzepte und Forderungen.
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Modell eines menschlichen Auges im Behltnis
Modell eines menschlichen Auges im Behältnis(Deutsches Historisches Museum)

Wir erfahren, dass die damaligen Vorstellungen von Gleichberechtigung und Toleranz den heutigen Vorstellungen nicht mehr entsprechen bzw. in der Praxis gar nicht erst eingelöst wurden. „Die Exponate zeigen das 18. Jahrhundert aus einer globalen Perspektive“, sagt die US-amerikanische Germanistin Liliane Weissberg, die Kuratorin der Ausstellung. Sie fügt hinzu: „In England konzentrierten sich viele Vertreter auf ökonomische Schriften und die praktische Anwendung der neuen Wissenschaften. In Frankreich ging die Aufklärung eine Beziehung mit der Politik und Kirche ein“.

Prof. Weissberg erinnert daran, dass auch ein Aufsatz von Immanuel Kant, dessen 300. Geburtstag Deutschland unlängst feierte, mit der Frage „Was ist Aufklärung?“ betitelt war. Dieser Text sowie eine Illustration von Daniel Chodowiecki, eröffnen die Ausstellung. „Kant fordert uns heute immer noch dazu auf, mutig den Verstand einzusetzen“, ergänzt die Literaturwissenschaftlerin aus Pennsylvania. Und wie war das 18. Jahrhundert in Polen? Das Gespräch führte Wojciech Osiński

Die Ausstellung ist bis zum 6. April 2025 geöffnet.


Immanuel Kants Aufsatz „Was ist Aufklärung?“ (Deutsches Historisches Museum) Immanuel Kants Aufsatz „Was ist Aufklärung?“ (Deutsches Historisches Museum)

 


Prof. Dr. Liliane Weissberg lehrt an der Universität Pennsylvania. fot: Wojciech Osiński Prof. Dr. Liliane Weissberg lehrt an der Universität Pennsylvania. fot: Wojciech Osiński