Deutsche Redaktion

"Das Orchester hat uns geeint" vs. "WOŚP Schulter an Schulter mit Abtreibungs-Befürworterinnen"

01.02.2021 12:39
Das Große Orchester der Weihnachtlichen Hilfe ist heute auf den Titelseiten der linksliberalen Gazeta Wyborcza und der nationalkonservativen Gazeta Polska Codziennie zu finden. Außerdem geht es auch um die Auswirkungen der Pandemie auf die polnische Wirtschaft.
Prezes zarządu Fundacji Wielkiej Orkiestry Świątecznej Pomocy Jerzy Owsiak
Prezes zarządu Fundacji Wielkiej Orkiestry Świątecznej Pomocy Jerzy OwsiakPAP/Marcin Obara

Das Große Orchester der Weihnachtlichen Hilfe, das bei seinem gestrigen Finale, trotz Pandemie, einen weiteren Spendenrekord verzeichnet hat, ist heute auch auf den Titelseiten der linksliberalen Gazeta Wyborcza und der nationalkonservativen Gazeta Polska Codziennie zu finden. 

Gazeta Wyborcza: Das Orchester hat uns geeint

Die Pandemie hat die Maschine des Großen Orchesters der Weihnachtlichen Hilfe nicht gestoppt, schreibt zum Finale die Gazeta Wyborcza. Und erinnert an die Anfänge der größten Wohltätigkeitsaktion in Polen. Als WOŚP-Gründer Jerzy Owsiak vor 28 Jahren das erste Finale organisierte, so das Blatt, habe er überall gehört, dass eine landesweite Spendensammlung mitten im Winter niemals ein Erfolg werden könne. Er habe bewiesen, dass es anders sei. Vor dem gestrigen Finale habe Owsiak selbst zugegeben, dass er Zweifel hatte, ob die Pandemie die richtige Zeit für eine so große Spendensammlung ist. Er sei jedoch schnell zu dem Schluss gekommen, dass das gemeinsame Spiel mit dem Orchester etwas sei, was die Polen nach einem Jahr Kampf gegen das Coronavirus besonders brauchen. Und er habe erneut bewiesen, dass der “sommerliche Rausch im Mitten des Winters” dem Orchester immer gelingt. “Wir senden an unsere Landsleute ein Signal, dass - obwohl wir alle getrennt sein müssen - Solidarität uns hilft, diese schreckliche Zeit der Pandemie, die nicht enden will, zu überstehen”, zitiert Owsiak die Gazeta Wyborcza. 


Gazeta Polska Codziennie: WOŚP Schulter an Schulter mit den Abtreibungs-Befürworterinnen

Die regierungsnahe Gazeta Polska Codziennie macht indes darauf aufmerksam, dass das Große Orchester der Weihnachtlichen Hilfe in diesem Jahr Unterstützung vom Frauenstreik erhalten habe, deren Unterstützer die Zeitung als Abtreibungs-Befürworterinnen bezeichnet. Die Entscheidung über die Zusammenarbeit der beiden Gruppierungen, so das Blatt, habe für viele Kontroversen gesorgt und sogar die bisherigen Fans des Orchesters gespalten. Es, lesen wir, sei wirklich schwer zu verstehen, was diese beiden Gruppierungen miteinander zu tun haben. Die eine habe Hilfe für kranke Kinder auf die Fahnen geschrieben, die andere dagegen Abtreibung auf Wunsch.

Er habe in den letzten Jahren das Orchester stets vor Hate verteidigt und erklärt, dass die persönlichen Überzeugungen von Jerzy Owsiak nicht mit dem Werk der Wohltätigkeitsaktion gleichgestellt werden sollten. Doch die öffentliche Deklaration von Owsiak darüber, dass WOŚP mit dem Frauenstreik spielt, sei für ihn die Überschreitung einer Grenze, die unüberschreitbar schien, zitiert die Zeitung den Facebook-Eintrag des Posener Journalisten Krzysztof Kaźmierczak. Auch auf der neuen polnischen konservativen Social-Media-Plattform, deren Ideengeber die Gazeta Polska ist, habe das Thema hohe Wellen geschlagen.

“Jeder Katholik sollte sich bewusst sein, dass er sich mit Spenden an die WOŚP gewissermaßen mit der Ermordung von ungeborenen Kindern identifiziert. Die Deklaration “Wir spielen mit dem Frauenstreik” ist zu eindeutig, um denjenigen, die das Verbrechen der Abtreibung nicht akzeptieren, irgendeine Wahl zu lassen”, so einer der Nutzer. Es sei offensichtlich, dass es bei der ganzen Aktion nicht darum gehe, jemandem zu helfen, sondern darum, Politik zu betreiben, zitiert das Blatt zum Abschluss des Artikels den Europaabgeordneten der PiS, Dominik Tarczyński.

 

Rzeczpospolita: Coronakrise geht milde mit Polen um

2020 hat die polnische Wirtschaft den ersten und gleichzeitig tiefsten Einbruch des Bruttoinlandsprodukts sei 1991 verzeichnet. Gleichzeitig ist die Rezession an der Weichsel viel sanfter ausgefallen, als viele noch vor ein paar Monaten befürchtet haben, berichtet in der aktuellen Ausgabe die konservativ-liberale Tageszeitung Rzeczpospolita. In Polen ist das Bruttoinlandsprodukt im vergangenen Jahr um 2,8 Prozent geschrumpft. Noch geringer sei die Rezession in Litauen gewesen. Die deutsche Wirtschaft habe sich um 5 Prozent verringert, die französische um über 8 Prozent und die spanische sogar um 11 Prozent. Wenn man die davongetragenen Schäden jedoch daran messe, um wieviel das reale Bruttoinlandsprodukt im Vergleich zu dem Niveau geringer ausgefallen ist, das erwartet wurde, wäre da nicht die Pandemie gewesen, dann sehe man, dass die polnische Wirtschaft nur in geringem Maße besser abgeschnitten hat, als die deutsche, dafür bedeutend effektiver, als die Staaten aus dem Süden der Eurozone, so Rzeczpospolita.  

 

Autor: Adam de Nisau