Deutsche Redaktion

"Via Baltica - wie die baltische Staaten die gemeinsame Sicherheit der NATO gefährden"

30.09.2024 13:35
Verantwortungslosigkeit oder Sabotage - während in Polen am Montag der letzte fehlende Abschnitt der Via Baltica eröffnet wird, wird die Fertigstellung der strategisch wichtigen Strecke in den baltischen Staaten noch Jahre dauern. Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah - Erfolg oder Pyrrhus-Sieg Israels? Und: Das Chaos in der polnischen Justiz wird noch tiefer.
W Estonii inwestycje w Via Baltica uważane są za bardzo ważne, a prace budowlane są kontynuowane. Estonia ubiega się w tej chwili o finansowanie prac z unijnego instrumentu Łącząc Europę (CEF)
W Estonii inwestycje w Via Baltica uważane są za bardzo ważne, a prace budowlane są kontynuowane. Estonia ubiega się w tej chwili o finansowanie prac z unijnego instrumentu "Łącząc Europę" (CEF)GDDKiA Olsztyn/Twitter

Rzeczpospolita: Hisbollah kopflos. Wie geht’s weiter mit der Region?

Der Tod von Hisbollah-Chef Nasrallah und zahlreicher weiterer Kommandeure der Miliz ist auch in Polen ein wichtiges Thema der Pressekommentare. Die Hisbollah ist kopflos. Das bedeutet aber nicht, dass ihr Arsenal an Raketen und Drohnen verschwunden ist und dass es niemanden gibt, der sie in Richtung Israel schicken kann, auch nicht in zentrale, dicht besiedelte Gebiete, schreibt dazu der Publizist der Rzeczpospolita, Jerzy Haszczyński. Die Hisbollah, so der Autor, bestehe immer noch aus Zehntausenden von Kämpfern und sei auch die wichtigste politische Organisation der Schiiten, die ein Drittel der 5,5 Millionen Einwohner des Libanon ausmachen. Und der Wiederaufbau der Führung habe wohl bereits begonnen. Langfristig könne dies für Israel zu einem Problem werden. Die neuen Anführer der israelfeindlichen Organisationen seien tendenziell radikaler und entschlossener - das habe bereits das Beispiel der Hamas und des Gazastreifens gezeigt. Viel hänge nun davon ab, ob sich der Iran ernsthaft in den Krieg einschaltet und die USA zu ähnlichen Maßnahmen zwingt. Dies würde auf Kosten der Ukraine geschehen; denn dieser für uns wichtige Krieg werde in den Hintergrund treten. Ein umfassender Krieg im Nahen Osten hätte auch an andere Folgen für uns und für Europa - einschließlich einer neuen Flüchtlingswelle.

Dziennik/Gazeta Prawna: Keine Zeit für Deeskalation

Obwohl die Hisbollah der Augapfel der Ayatollahs ist, gebe es jedoch kaum Anzeichen dafür, dass sie bereit sind, gegen Israel in den Kampf zu ziehen, urteilt die Publizistin des Wirtschaftsblatts Dziennik/Gazeta Prawna Karolina Wójcicka. In der iranischen Regierung, so die Autorin, herrsche keine Einigkeit darüber, wie auf die Ermordung Nasrallahs reagiert werden sollte. Die Konservativen würden für harte Vergeltungsmaßnahmen plädieren, während gemäßigte Politiker, allen voran der neue Präsident Masoud Peshkian, zur Zurückhaltung aufrufen. Und der Oberste Führer der Islamischen Republik, Ali Khamenei, neige dazu, sich der Meinung der letzteren anzuschließen. Anstatt Israel nach der Ermordung eines wichtigen Verbündeten anzugreifen, habe er zwei knappe Erklärungen abgegeben, in denen er Nasrallah als eine führende Persönlichkeit in der muslimischen Welt bezeichnete. Er habe betont, dass der Iran die Hisbollah unterstützen werde, aber gleichzeitig auch signalisiert, dass nicht der Iran, sondern die libanesische Miliz eine Antwort geben werde. Teheran solle nur eine unterstützende Rolle spielen.


Auch auf der UN-Generalversammlung habe der Iran westlichen Diplomaten deutlich signalisiert, dass er keine Eskalation wolle. Einige in Teheran seien der Meinung, dass sie ihren Feind nicht daran hindern sollten, Fehler zu machen. Denn sie argumentieren, dass Netanjahu zum Zusammenbruch der Stellung des jüdischen Staates in der Welt geführt und die Entstehung eines palästinensischen Staates unausweichlich gemacht hat. Nun aber müssen sie einen Nachfolger für Nasrallah finden, der die Miliz nach den Schlägen Israels wieder aufbaut, so Karolina Wójcicka in Dziennik/Gazeta Prawna. 

Rzeczpospolita: Via Baltica Jahre in Verzug

Am Montag wird in Polen der letzte fehlende Abschnitt der Via Baltica eröffnet – die 13 km lange Umgehungsstraße von Łomża. Damit ist der polnische Teil der strategisch wichtigen Strecke von Warschau nach Helsinki, die für die Verteidigung der östlichen NATO-Flanke von entscheidender Bedeutung ist, komplett fertiggestellt. Autofahrer können nun in etwa drei Stunden von der polnischen Hauptstadt bis zur litauischen Grenze gelangen. In den baltischen Staaten hingegen wird die Fertigstellung der Via Baltica noch Jahre dauern, schreibt im Aufmacher der konservativ-liberalen Rzeczpospolita der Publizist Jędrzej Bielecki. 

Obwohl, so der Autor, die litauische Regierung versichere, dass ihr 270 km langer Abschnitt bis 2030 fertiggestellt sein wird, seien viele skeptisch. In Lettland sei der Fortschritt noch langsamer. Der Zustand der Straßen sei schlecht, und es gebe erhebliche Verzögerungen beim Ausbau. Und in Estland seien von den geplanten 190 km Autobahn erst etwas mehr als ein Fünftel realisiert worden, wie Priit Sauk, Leiter der estnischen Straßenverwaltung, berichtet.

Trotz höherer EU-Fördermittel pro Kopf als Polen, lesen wir weiter, würden die baltischen Staaten auf ihr geringeres finanzielles Potenzial als Erklärung für die Verzögerungen verweisen. Insider würden jedoch darauf hinweisen, dass bis zur russischen Invasion in der Ukraine 2022 und der anschließenden Unterbrechung des Handels mit Russland und Belarus die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit diesen Ländern oft Priorität hatte. Nun, da der Verkehr von Lastwagen auf den engen Straßen nach Süden zunehme, würden die Mängel im Straßennetz deutlich zutage treten.

Wie der Autor betont, sei die Fertigstellung der Via Baltica von großer strategischer Bedeutung, insbesondere für die schnelle Verlegung von NATO-Truppen und -Ausrüstung in die baltischen Staaten im Falle einer Bedrohung. Die schlechte Straßeninfrastruktur könnte die Verteidigungsfähigkeit der Region erheblich beeinträchtigen. Und beim Projekt Rail Baltica, einer schnellen Eisenbahnverbindung zwischen Helsinki und Warschau, seien die Herausforderungen noch größer. Die Fertigstellung der ersten Phase werde aufgrund steigender Baukosten und ineffizientem Management mit mindestens fünf Jahren Verzögerung erwartet, schreibt Jędrzej Bielecki in der Rzeczpospolita. 

Und der Chefredakteur des Blattes, Bogusław Chrabota ärgert sich in seiner Stellungnahme: “Woher diese Verantwortungslosigkeit?” Ein Blick auf die Karte genüge doch, um zu verstehen, wie enorm wichtig diese Verbindung aus wirtschaftlichen und verteidigungstechnischen Gründen sei. Ihre Bedeutung für den Bedarf einer schnellen Truppenverlegung sei absolut grundlegend. Warum werde also ihr Bau vernachlässigt? Verantwortungslosigkeit oder Sabotage? Vielleicht sei es an der Zeit, den befreundeten Hauptstädten einen Weckruf zu senden und den Bau der Via Baltica entschlossener zu fordern? Schließlich geht es um die gemeinsame Sicherheit, und das sollte in jeder Hauptstadt verstanden werden, so Boguslaw Chrabota in der Rzeczpospolita. 

Dziennik/Gazeta Prawna: Oberster Gerichtshof: Barski ist Landesstaatsanwalt

Und noch ein Thema zur Justizreform, das uns in den nächsten Monaten wohl noch regelmäßig beschäftigen dürfte. Der Oberste Gerichtshof habe entschieden, dass der vom neuen Justizminister Adam Bodnar abgesetzte Dariusz Barski ordnungsgemäß in das Amt des Staatsanwalts berufen wurde, berichtet Dziennik/Gazeta Prawna. Dies würde bedeuten, dass der von Bodnar eingesetzte Nachfolger Dariusz Korneluk diese Funktion nicht ausüben kann. Justizminister Adam Bodnar, so das Blatt, erkenne die Entscheidung des Obersten Gerichtshofs vom Freitag jedoch nicht als Beschluss an und bezeichne sie als "die Position von drei Neo-Richtern". Die "alten" Richter seien ähnlicher Meinung und hätten bereits angekündigt, dass sie den Beschluss des Obersten Gerichtshofs nicht berücksichtigen werden. - Das Ergebnis wird eine Vertiefung des rechtlichen Chaos sein - warnt Rechtsanwalt Marcin Wolny von der Helsinki Foundation for Human Rights im Gespräch mit Dziennik/Gazeta Prawna. 

Autor: Adam de Nisau


US-Politologe: "Ständige US-Militärpräsenz in Polen notwendig"

21.09.2023 14:43
„Wenn Washington Russland ernsthaft abschrecken will, muss es permanente Einrichtungen in einem Schlüsselstaat wie Polen haben", argumentiert der amerikanische Politikwissenschaftler Andrew A. Michta im Wall Street Journal. 

Streit um Staatsanwaltschaft: "Profitieren werden Schwerverbrecher und ihre Verteidiger"

16.01.2024 13:13
Das führende Thema in den heutigen Pressekommentaren ist der am Freitag ausgebrochene Krieg um die Staatsanwaltschaft. Justizminister hat einen juristischen Fehler seines Vorgängers genutzt, um sich vom durch die PiS ernannten Landesstaatsanwalt zu trennen. Doch dazu, inwieweit der  Schritt juristisch vertretbar ist, gehen die Meinungen einmal mehr weit auseinander. Und die größten Profiteure des Kompetenzstreits könnten Schwerverbrecher und ihre Verteidiger werden, warnen Publizisten.

Dariusz Korneluk ist neuer Landesstaatsanwalt

14.03.2024 11:00
Premierminister Donald Tusk ernannte Dariusz Korneluk zum neuen Staatsanwalt. 

Bau der Schnellbahn Rail Baltica rückt näher

25.06.2024 07:00
Zu Beginn des nächsten Jahrzehnts wird Polen mit drei baltischen Ländern - Litauen, Lettland und Estland - durch moderne Gleise verbunden sein, berichtet Dziennik Gazeta Prawna. Die Rail Baltica wird auch von militärischer Bedeutung sein - Militärtransporte könnten die schnellen Gleise nutzen.

General Rajmund Andrzejczak: Rail Baltica „hat eine sehr große militärische Bedeutung“

07.09.2024 07:13
„Polens Verteidigung beginnt in Tallinn“. Für die Verteidigung der baltischen Staaten sei das Projekt Rail Baltica, das Estland mit Polen verbindet, von großer militärischer, nicht nur wirtschaftlicher und politischer Bedeutung, sagte der ehemalige Generalstabschef der polnischen Armee, General Rajmund Andrzejczak, in einem Interview mit der Tageszeitung Postimees.