Deutsche Redaktion

Tusk und Selenskyj über Exhumierungen und „geopolitisches Interesse"

17.12.2024 17:50
Der ukrainische Staatschef bewertete die Gespräche als „produktiv“. Tusk erklärte, dass „ein großes Spiel um die Zukunft der Ukraine, Polens und Europas auf uns wartet“. Tusk hatte letzte Woche seinen bevorstehenden Besuch in der Ukraine angekündigt. Wie er damals mitteilte, werde Selenskyj zu einem Rückbesuch nach Polen kommen.
Premierminister Donald Tusk hat sich am Dienstag mit dem ukrainischen Prsidenten Wolodymyr Selenskyj in Lwiw getroffen. Der Besuch wurde aus Sicherheitsgrnden geheim gehalten.
Premierminister Donald Tusk hat sich am Dienstag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Lwiw getroffen. Der Besuch wurde aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. PAP/Vladyslav Musiienko

Premierminister Donald Tusk hat sich am Dienstag mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Lwiw getroffen. Der Besuch wurde aus Sicherheitsgründen geheim gehalten. Der ukrainische Präsident hat das Treffen als Erster bekannt gegeben. „Ich habe bereits Gespräche mit dem deutschen Bundeskanzler und dem österreichischen Bundeskanzler geführt und werde heute hier in Lwiw mit dem polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk über die Arbeit des neuen Ministeriums (Ministerium für nationale Einheit) und die Unterstützung der Ukrainer im Ausland sprechen“, erklärte Selenskyj auf einem in Lwiw veranstalteten Allukrainischen Kongress der lokalen und regionalen Verwaltungen.

Selenskyj: „Fortschritte in historischen Fragen“

Der ukrainische Staatschef hat seine Gespräche mit Tusk als „produktiv“ bewertet.  „Was die historischen Fragen zwischen unseren Ländern betrifft, so gibt es Treffen, die gemeinsame Arbeit hat begonnen, wir haben Fortschritte gemacht“, sagte Selenskyj. Er erklärte auch, dass man heute in Europa eine starke, gemeinsame Haltung aller Partner der Ukraine brauche. Es dürfe nicht einfach eine vorübergehende Pause bei den Kampfhandlungen in der Ukraine geben. Der ukrainische Präsident dankte Polen für seine Hilfsbereitschaft und für die bereits geleistete Unterstützung. „Polen weiß, wie wichtig es in unserer Region in Europa ist, dass die Sicherheit tatsächlich gewährleistet ist und dass es keine geopolitischen Unklarheiten gibt", so Selenskyj.

Tusk: „deutliche Fortschritte" bei Exhumierungen

Der polnische Regierungschef ging seinerseits auf die Frage der Exhumierungen ein. Auch er schätzte ein, dass es bei den historischen Fragen zwischen Polen und der Ukraine „deutliche Fortschritte“ gebe. Polen warte auf eine Entscheidung zur Exhumierung, habe aber auch Verständnis für die Situation. „Die Geschichte war nie einfach, aber sie kann uns nicht spalten, und sie wird uns auch nicht spalten", erklärte er.

Der polnische Premierminister hat den Ukrainern für ihre Bereitschaft gedankt, ihr eigenes Land, aber auch Polen und ganz Europa zu verteidigen. „Wir stehen vor einem großen Spiel um die Zukunft der Ukraine, Polens und Europas. Ich bin überzeugt, dass immer mehr Menschen in der Welt verstehen, dass es die Aufgabe jeder zivilisierten Nation ist, die Ukraine heute in diesem heroischen Kampf zu unterstützen“, erklärte er. Wie er betonte, sei der Kampf der Ukrainer gegen Russland „Teil des großen zivilisatorischen Kampfes“, und die Ukraine werde immer auf Polen zählen können. „Heute verbindet uns ein gemeinsames geopolitisches Interesse, aber auch ein tiefes Gefühl für Gerechtigkeit“, betonte Tusk.

Vergangene Woche hatte Tusk seinen bevorstehenden Besuch in der Ukraine angekündigt. Damals teilte er auch mit, dass Selenskyj zu einem Besuch nach Polen kommen werde, „in diesem wichtigen Moment, der die Übernahme des Ratsvorsitzes der Europäischen Union durch Polen sein wird“. Polen übernimmt ab dem 1. Januar 2025 den Vorsitz im Rat der EU.

Die letzten Gespräche zwischen Tusk und Selenskyj in der Ukraine hatten am 22. Januar dieses Jahres in Kiew stattgefunden. Dabei ging es unter anderem um die gemeinsame Anschaffung von Ausrüstung für das ukrainische Militär und Sicherheitsgarantien. In dieser Woche wird der ukrainische Präsident nach Brüssel reisen, um an von NATO-Chef Mark Rutte organisierten Gesprächen teilzunehmen. Im Mittelpunkt sollen unter anderem künftige Sicherheitsgarantien für die Ukraine stehen.

PAP/ Interfax Ukraine/ps


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