Deutsche Redaktion

"Erste Kontakte des Senators Vance mit Polen"

16.07.2024 12:19
Senator JD Vance hat die neue polnische Regierung vor kurzem scharf kritisiert. Die gescheiterte Abstimmung zur Liberalisierung der Abtreibungsregeln setzt Premierminister Tusk unter Druck. Und: Wie geht’s weiter im polnisch-ukrainischen Streit um die Exhumierung polnischer Opfer des Wolhynien-Massakers? Die Einzelheiten in der Presseschau.
Der republikanische Senator von Ohio, J.D. Vance (L), nimmt am Erffnungstag der Republican National Convention (RNC) im Fiserv Forum in Milwaukee, Wisconsin, USA, am 15. Juli 2024 seine Nominierung als Vizeprsidentschaftskandidat entgegen. Der Kongress findet nur wenige Tage nach dem Attentatsversuch eines 20-jhrigen Mannes aus Pennsylvania auf
Der republikanische Senator von Ohio, J.D. Vance (L), nimmt am Eröffnungstag der Republican National Convention (RNC) im Fiserv Forum in Milwaukee, Wisconsin, USA, am 15. Juli 2024 seine Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidat entgegen. Der Kongress findet nur wenige Tage nach dem Attentatsversuch eines 20-jährigen Mannes aus Pennsylvania auf EPA/ALLISON DINNER EPA-EFE/ALLISON DINNER

SUPER EXPRESS: Wetterlage in der Koalition: stürmisch

Nach dem Scheitern der Regierungskoalition bei der Verabschiedung eines Gesetzes zur Entkriminalisierung des Schwangerschaftsabbruchs ist ein wahres Donnerwetter über der Koalition ausgebrochen, informiert die Tageszeitung Super Express. Donald Tusk hat bereits ernsthafte Konsequenzen für Abgeordnete angekündigt, die nicht an der Abstimmung teilgenommen haben. Nach Ansicht der Linken ist eine weitere Abstimmung zu diesem Thema und eine offene Diskussion zwischen den Koalitionspartnern erforderlich, lesen wir.

Der Hintergrund: Der Sejm hatte am Freitag ein Gesetz zur Entkriminalisierung der Abtreibungshilfe nicht verabschiedet. 215 Abgeordnete haben für das Gesetz gestimmt, 218 Abgeordnete waren dagegen, 2 Abgeordnete enthielten sich der Stimme und 23 Abgeordnete sind der Abstimmung ferngeblieben. Zwar hat kein Abgeordneter der Bürgerkoalition, von Polen 2050 oder der Linken, (deren Abgeordnete die Änderung des Strafgesetzbuches vorgeschlagen hatten) dagegen gestimmt. Aber drei KO-Abgeordnete haben nicht an der Abstimmung teilgenommen. Donald Tusk habe beschlossen, die Abgeordneten zu bestrafen, dennoch habe die verlorene Abstimmung die Regierungskoalition erschüttert, urteilt Super Express.

Nach Ansicht von Anna Maria Żukowska von den Linken ist es notwendig, erneut über dieses Thema abzustimmen. Und vorher sollte Donald Tusk mit seinen Koalitionspartnern sprechen. Sie denke, dass in solchen Fragen vielleicht mehr Aktivität seitens des Premierministers nötig wäre, da er schließlich die Änderung des Abtreibungsgesetzes und seine Liberalisierung, die den polnischen Frauen versprochen wurde, auch im Parteiprogramm habe.  Sie denke auch, dass ein tiefes Gespräch mit der konservativen Bauernpartei nötig sei, sagt die Abgeordnete.  Bezeichnenderweise hatte Andrzej Duda bereits vor der Parlamentsentscheidung angekündigt, dass er das Gesetz zur Entkriminalisierung der Abtreibung nicht unterzeichnen werde, erinnert Super Express.

DZIENNIK/GAZETA PRAWNA: Erste Kontakte des Senators Vance mit Polen

Senator J.D. Vance aus Ohio soll der republikanische Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten werden, informiert das Blatt Dziennik/Gazeta Prawna. Wie die Zeitung erinnert, habe dieser Politiker vor einiger Zeit das Vorgehen der Regierung von Donald Tusk gegenüber den öffentlichen Medien scharf kritisiert. Er habe sogar einen speziellen Brief an den Leiter der US-Diplomatie geschrieben und eine Antwort der US-Behörden gefordert, berichtet die Zeitung.

"Ich schreibe Ihnen, um meine Besorgnis über das Vorgehen der neuen polnischen Regierung gegenüber den öffentlichen Medien zum Ausdruck zu bringen. Die Entlassungen in den Medien, die unmittelbar nach dem Amtsantritt von Premierminister Donald Tusk begannen, stellen das Engagement der neuen polnischen Behörden für Medienfreiheit und Rechtsstaatlichkeit in Frage“, heißt es in dem Schreiben. Senator Vance betonte darin auch, dass diese Änderungen sowohl von Staatspräsident Andrzej Duda als auch von der Internationalen Helsinki-Föderation für Menschenrechte kritisiert wurden.

Ihm zufolge habe sich die Regierung Biden nicht zur Situation in Polen geäußert, obwohl Beamte des Weißen Hauses zuvor kritisiert hatten, was mit den Medien nicht nur in Polen unter der Regierung von Recht und Gerechtigkeit, sondern auch in Ungarn geschehen sei. "Einige fragten sich, ob die Forderungen nach Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit als Erinnerung an die Werte dienten, die wir aufrechterhalten müssen, oder ob sie als Hammer dienten, um internationale Institutionen zur Bekämpfung politischer Gegner aufzurufen", schrieb der Vizepräsidentschaftskandidat Vance. Er hoffe, dass Ersteres zutreffe, aber er fürchte, dass die mangelnde Reaktion auf das, was Premierminister Tusk mit den Medien mache, auf Letzteres hindeute, ist in dem Brief des amerikanischen Politikers zu lesen.

DO RZECZY: Polen bereit, die Ukraine zögert

Małgorzata Kidawa-Błońska versichert, dass die Regierung die Frage der Exhumierung der Opfer des ukrainischen Völkermords in Wolhynien nicht herunterspielt, berichtet die Wochenzeitung Do Rzeczy. Die stellvertretende Vorsitzende der Bürgerplattform sagte, dass die Exhumierungsarbeiten aufgrund des andauernden Krieges zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin nicht möglich seien. Ihrer Meinung nach sei es aber wichtig, dass eine Erklärung abgegeben wurde, dass die Angelegenheit behandelt wird. Nur, dass es sich um eine Erklärung von polnischer Seite handelt. Laut Kidawa-Błońska sei aber auch die Ukraine zu diesen Gesprächen bereit. Einzelheiten nannte sie jedoch nicht.

Bei dem Wolhynien-Massaker handelt es sich um einen Völkermord, der von Ukrainern an der polnischen Minderheit in der ehemaligen Woiwodschaft Wolhynien der Zweiten Polnischen Republik während der deutschen Besatzung des Gebiets begangen wurde. Das Massaker erreichte im Sommer 1943 seinen Höhepunkt. Die genaue Zahl der Opfer ist nicht bekannt. Historiker schätzen, dass etwa 50-120.000 Polen ums Leben kamen. Ein ähnlicher Völkermord wurde von Einheiten der ukrainischen Aufständischen Armee in der ersten Hälfte des Jahres 1944 in den an Wolhynien angrenzenden Gebieten der Provinzen Lemberg, Tarnopol und Stanislaw verübt, die als Ostgalizien oder Ostkleinpolen bekannt sind.

Autor: Jakub Kukla

 

Konflikt um öffentliche Medien: Nationaler Rundfunkrat verweigert weiterhin die Überweisung von Rundfunkgebühren

15.04.2024 11:04
Während eines Interviews für das 3. Programm von Polskie Radio versicherte der Vorsitzende des Rats, dass Zahlungen an jene Einheiten geleistet wurden, deren Liquidatoren rechtlich bestätigt sind, wie Radio Poznań und Radio dla Ciebie. Die Auszahlung an Polskie Radio steht jedoch, trotz eines Eintrags des Liquidators im Handelsregister letzte Woche, weiterhin aus.

Gesetz soll Abtreibung entkriminalisieren

26.06.2024 10:20
Noch im Juli wird dem polnischen Parlament ein Gesetz zur Entkriminalisierung von Abtreibungen vorgelegt. „Ich bin überzeugt, dass dieses Gesetz den Sejm passieren wird“, versichert Dorota Łoboda (PO), die Vorsitzende des Sejm-Ausschusses zu Abtreibungsregelungen. 

Wolhynien: Wie es dazu kommen konnte

11.07.2024 06:00
Am 11. Juli 1943 haben Verbände der so genannten Ukrainischen Aufständischen Armee (UPA) gleichzeitig 167 polnische Dörfer und Siedlungen in Wolhynien angegriffen. Der furchtbaren Bestialität sind bis zu 150 Tausend polnische Bewohner zum Opfer gefallen.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für schwere Themen?

11.07.2024 11:40
Der 11. Juli markiert den 81. Jahrestag des Völkermords an Polen durch ukrainische Nationalisten, der aufgrund der aktuellen Lage in der Ukraine wahrscheinlich unbeachtet bleiben wird. Außerdem schauen wir auf die rechtsextreme Partei Konfederacja, die faktisch zur drittgrößten politischen Kraft im Land geworden ist. Und überlegen, wieso sie sich mit der AfD im EU-Parlament zusammentut.  

Öffentliche Medien: Kulturministerin Wróblewska über neues Mediengesetz

12.07.2024 11:49
„Wir werden die Medien finanzieren und nach gemeinsamen Lösungen suchen, sowohl innerhalb der Regierung als auch im Kultur- oder Finanzministerium, solange es nötig ist, bis ein System erarbeitet wird, das die öffentlichen Medien von dieser Situation unabhängig macht“, sagte Wróblewska.

Parlament lehnt Entkriminalisierung der Abtreibungshilfe ab

13.07.2024 12:00
Der Sejm hat eine Änderung des Strafgesetzbuches abgelehnt, wonach die Beihilfe zum Schwangerschaftsabbruch mit Zustimmung der Frau bis zur zwölften Woche entkriminalisiert werden sollte. Dem Vorschlag der Linken fehlten nur vier Stimmen.